Mehr Raupe – weniger Schmetterling

Ein Erfahrungsbericht von der ConSozial 2024 zu KI und Digitalem

Im Folgenden sollen ein paar persönliche Eindrücke der Messe ConSozial 2024 wiedergegeben werden. Der Fokus liegt dabei auf den Themen Digitales und KI. Das Branchentreffen fand in den Hallen 3a und 4a der Nürnberger Messe statt. Welche Tools überzeugten, welche Vorträge packten und was sonst noch aufzuschnappen war:

  • Thema KI

Gleich 4 Stände hatten sich dem Thema digitaler KI-gestützter Spracherfassung bzw. Doku gewidmet. Im Juni hatte z.B. Sinfonia mit Sitz in Henningsdorf bekannt gegeben mit der App Sinfonia Touch nun auch direkt integrierte Spracherfassung zu ermöglichen. Damit können Fach- und Pflegekräfte in der Altenhilfe, Eingliederungshilfe und darüber hinaus Zeit sparen. https://sinfonia.de/dokumentation-per-spracheingabe

Klassiker sind nach wie vor Dexter und VOIZE, die teilweise auch auf der Messe vertreten waren. Nach wie vor sehr überzeugend ist das YouTube Video aus dem diakonischen Demenzzentrum in Forchheim (https://www.youtube.com/watch?v=hUCTzG_s0Dk), dass ich Gesprächen immer wieder mal mit Kolleginnen und Kollegen bestaunt habe.

Inspirierend war auch der Austausch mit https://caremates.de/ aus München - Teilweise wird die Software schon in bayrischen Diakonie eingesetzt, so dass bald mit Erfahrungsberichten zu rechnen ist. Kurz gesagt vereinfacht die KI gestützte Software den Aufnahmeprozess in Einrichtungen.

Ein spannendes Gespräch mit dem Augustinum zeigte, wie dort mittels der App delicious im Bereich Food-Waste Zeit und Geld gespart wird: https://augustinum.de/magazin/artikel/mit-kuenstlicher-intelligenz-gegen-die-verschwendung/ - Nicht direkt ein Thema der Messe, aber sehr vielversprechend auch für andere Einrichtungen.

Assisted Living ist natürlich eine Domaine, die geradezu nach KI schreit. Während allerdings Sturzmatten in Altenheimen etc. oft nicht sehr „flächendeckend“ im wahrsten Wortsinn sind, hat sich https://livy-home.com/ aus Berlin auf die Assistenz von „oben“ konzentriert. Sie stellen ein System vor, dass an von der Decke aus Bewohner monitort. Wir kamen an den Stand beim geführten Messerundgang zur Digitalisierung. Allen Teilnehmern leuchtet der Mehrwert ein, wenngleich ich im Nebengespräch mit einem Digitalisierungsberater, der auch am Rundgang teilnahm und die Diakonie kennt, ein mulmiges Gefühl a la „big brother is watching us“ hatte.

Ein Gedanke zu meinem persönlichen Eindruck: Gerade im Bereich KI ging es mir so, dass ich den Eindruck hatte, es wird mehr vom Gleichen gemacht – nur eben besser. Mehr Raupe, schillernder, glänzender, länger, aber keine Metamorphose zum Schmetterling in Sicht.

Professor Kreidenweis hatte in seinem Vortrag „KI in der Sozialwirtschaft“ auf die im Juli erschienene Studie zur KI in der Sozialwirtschaft hingewiesen. Sie kann hier bezogen werden: https://www.sozialinformatik.de/fileadmin/1805/pdf_documents/Forschung_und_Entwicklung/Studie-KI-Sozialwirtschaft-2024.pdf
Was auffiel war die Gefahr, dass man nun argumentiert: Durch KI können bis X Stellen in der Pflege gespart werden. Im Gespräch mit Kollginnen wurde aber mir schnell deutlich: Vorsicht, es wäre besser zu kommunizieren, dass die durch KI eingesparte Zeit (etwa durch schnellere Dokus etc.) besser am Klienten eingesetzt werden sollte.

Während das Thema KI noch stark beim (fast schon traditionellen) Dier-nach-vier am ersten Messetag am Caritas Stand diskutiert wurde, blieben mir noch lange die Mimiken des Navel Robotoers vom Nachmittag in Erinnerung (https://navelrobotics.com/soziale-roboter/) .

 

  • Thema WLAN

Nicht zu unterschätzen – das wurde in einigen Gesprächen mit Einrichtungen deutlich -  ist das Thema WLAN. Ohne es wird Digitalisierung einfach schwierig. In den Gesprächen wurde schnell deutlich, dass dabei erhebliche Summen anfallen können, was mir nie so klar war. Interessant schien da der Stand der social solutions GmbH aus Berlin mit dem Produkt „Bewohner WLAN“, dass ein flexibles Rund-um-Sorglos Paket verspricht. https://socialsolutions.group/bewohner-w-lan

  • Thema NEW WORK

Eine wirkliche Perle muss der best-practise Bericht aus Salzburg gewesen sein. Mit ihrem Projekt "New Work - einen menschengerechten Ort für die Arbeit gemeinsam gestalten" gelten die dort als Vorreiter moderner Arbeitsgestaltung. https://lebenswelten.salzburg-ag.at/company/mit-new-work-bereit-fuer-morgen/ - Christoph Baumgärtner und Patrick Pfeifenberger stellten das Konzept der Lebenswelten vor. Es hatte auch 2023 den Verwaltungspreis Preis gewonnen: https://www.verwaltungspreis.gv.at/New_Work_-_einen_menschengerechten_Ort_f%C3%BCr_die_Arbeit_gemeinsam_gestalten

Auch spannend ist ein Blick auf die Bewerberseite: https://www.salzburg-ag.at/karriere/wir-als-arbeitgeber.html

  • Thema „7 Todsünden der Digitalisierung“

Abgeholt hat mich der praxisnahe und pointierte Vortrag von Dr. Moritz Hagen von der digatus.care. Zwei der Hauptsünden sind das Fehlen eines Verantwortlichen und die Digitalisierung um der Digitalisierung willen ohne vorher eine Prozesskritik zu machen. Wir alle erinnern uns da an die CEBIT 2016, als Thorsten Dirks, ehemals CEO der Telefónica Deutschland AG, sagte: „Wenn du einen scheiß Prozess digitalisierst, hast du einen scheiß digitalen Prozess“ (freie zitiert nach Gedächtnis). Toll fand ich, dass Dr. Hagen auch den golden circle als eines der Steuerinstrumente für gute Digitalisierung empfohlen hat. Ich kann gar nicht genug betonen, wie einfach und hilfreich der golden circle ist. https://gruenderplattform.de/unternehmensfuehrung/golden-circle 

  • Thema E-Learning

Spannend war es auch zu sehen, wie ein oft stiefmütterlich behandeltes Thema wie E-Learning gediehen ist: Ich war überrascht, wie viele Anbieter neben z.B. https://relias.de/  auf der ConSozial Stände hatten. Länger war ich z.B. am Stand von https://www.sogehtpflege.de/, bei denen man für Pflegeeinrichtungen und KITAS Pflichtfortbildungen einkaufen kann. Vorteil dieses weit verbreiteten Software-as-a-service Models ist, dass immer alles auf dem gesetzliche aktuellen Stand ist. Ansprechend ist auch der YouTube Kanal mit 375 kostenfreien Videos, zu allen möglichen Themen: https://www.youtube.com/@sogehtpflege5497/videos

So hat mich auch sehr das umfangreiche Angebot für Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialbereich von https://www.e-learning-bsg.de/ angesprochen. Vor allem der Umstand, dass mögliche Förderungen von Anfang an mitbedacht werden (Stichwort Bildungsgutschein, IHK, u.a.).  

Auch erst auf der Consozial habe ich die Angebote des https://www.isba-studium.de/ kennengelernt, die vor allem auf berufsintegrierendes Studieren einen Fokus haben. Eher zufällig kam ich dann noch an den Stand der https://cvjm-hochschule.de/ , die mir neben den Angebote auch mit dem Slogan „Bewegen“ aufgefallen sind.

Erfrischend fand ich bei alle den „Großen“ das Angebot der https://www.pflegenerds.de/pflichtfortbildung-praxisanleiter - die mir gerade für kleinere Einrichtungen spannend erschienen.

  • Thema Recruiting

Sicherlich gab es viel mehr, aber ich war bei coveto. Auch hier kenne ich mindestens eine Einrichtung, die die Software gerade einführt und wo es bald sicher auch Erfahrungswerte gibt. Was mich so lange an dem Stand hielt war das Gespräch über die Entwicklung von Mitarbeitendenjahresgesprächen. Die Dame von Coveto berichtet mit über deren 1on1 Format, was mir sehr zu denken gab: https://www.coveto.de/1on1  

Wirklich inspirierend war der Input von Nico Gollnick zum Thema „Digitales Onboarding und Weiterbildung“, in dem er die Rolle von Bildung betonte. Fast weiterführender als der Inhalt ist seine Person, der ich nun auf LinkedIn folge: https://www.linkedin.com/in/nico-gollnick

  • KITA Apps & Software

Sehr beliebt waren auch KITA Apps und Software. Neben https://smartkita.net/ war auch https://kitaplus.de/ mit den Bundeslandversionen vertreten. Da darauf aber nicht mein Schwerpunkt lag, schaffte ich nur diese beiden Stände. Weiter gehts. 

  • Thema Messenger / TI-Messenger

Spannend war auch ein längeres Gespräch am Stand von AWESOME Technologies aus Würzburg. Es ging vor allem um den Mehrwert von Open-Source (ich mag Firmen, die den OS Gedanken unterstützen). Deren TI Messenger sah sehr interessant aus und wird gerade zugelassen https://awesome-technologies.de/ti-messenger-awesome-technologies

Wir waren noch sehr lange im Gespräch über die Chancen von Messenger Diensten in der Einrichtung. Dabei stellte sich dann raus, das AWSOME Technologies auch den Caritas Messenger mitentwickelt hat. https://awesome-technologies.de/caritas-messenger Da fühlte ich mich natürlich sofort an den Messenger der Rummelsberger https://www.rummelsberger-diakonie.de/angebote/rudikom/rudichat/ erinnert. Also machte ich direkt eine Memo an mich selbst: Messengerdienste 2025 wieder bayernweit stärker thematisieren.

  • Thema umfassende Lösungen

Neben den altbekannten großen Softwarelösungen war ich dieses Jahr neu auf die https://www.sowis.de/ aus Rosenheim gestoßen. Allerdings fehlte mir die Zeit da tiefer einzutauchen.

  • Thema Schutzkonzepte

Zuletzt landete ich an dem Stand von www.schutzkonzeptreloaded.de – Da bin ich kein Fachmann für, aber es sah spannend aus. Allerdings war der wirkliche Gewinn für mich an diesem Stand der Plüsch-Einsvogel, der sehr sehr schwierig zu gewinnen war. Daher auch dieser kurze Schwenk auf ein ganz und gar undigitales Thema zum Ende des kleines Erfahrungsberichtess. 

Insgesamt waren es weniger Besucherinnen und Besucher und teils kleinere oder sogar fehlende Stände. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Es wurde viel genetzwerkt und ausgetauscht. Kommendes Jahr sieht man sich hoffentlich am 29.-20. Oktober dort. 

Haben Sie noch Interessantes zur ConSozial? Senden Sie uns gerne eine E-Mail an digital@diakonie-bayern.de – auch wenn Sie gerne eine kostenfreie* Erstberatung in digitalen Fragen oder KI Themen hätten.
 

Ihr Jürgen Pelzer
Kompetenzbereich Diakonie.Kolleg.

Diakonie Bayern

Als Lesende des Diakonie.Kolleg. Newsletters erfahren Sie Neues im Bereich KI & Digitalisierung immer dort: https://www.diakoniekolleg.de/aktuelles-und-newsletter/newsletter/

 

*Für Mitglieder der Diakonie Bayern :-).